Hans-Werner Baumann

Hans-Werner Baumann ist schon als Klugscheißer auf die Welt gekommen. Kaum hatte er am 26.5.1965 das Licht der Welt erblickt, ermahnte er die Hebamme Gerda Diemert, das Geburtsprotokoll auch ja ordentlich auszufüllen.
Hans-Werner war ein auffällig liebes Kind. Er schrie nicht, er gehorchte aufs Wort und spielte am liebsten allein zurückgezogen in seinem Zimmer mit seinem Ökobaukasten. Im Alter von fünf Jahren und neun Monaten wurde Hans-Werner Baumann eingeschult. Als einziger in der Klasse setzte er sich in die erste Reihe direkt vors Lehrerpult und verzichtete auf einen Sitznachbarn. Bereits mit sieben konnte Hans-Werner den Stoff der vierten Klasse und wurde ein Jahr früher als normal auf dem Gymnasium von Neddelhastedtfeld eingeschult.
Hans-Werner zeichnete sich als Schüler dadurch aus, dass er abschreiben und spicken hasste. Seine Klassenkameraden bedankten sich bei Hans-Werner dafür mit einem gemeinen Spiel. Es hieß Safari. Hier wurden die Vorhänge des Klassenzimmers abgerissen und damit Jagd auf den Klassenstreber gemacht. In den Pausen stand Hans-Werner stets beim Aufsicht habenden Lehrkörper und diskutierte mit ihm über die seines Erachtens stets viel zu geringe Menge an Hausaufgaben.

Hans-Werner hatte während seiner gesamten Schulzeit nur einen einzigen wahren Freund. Den zwei Jahre jüngeren Wolfram Zeisig. Mit ihm traf er sich ein Mal die Woche zur Pflege der gemeinsam angeschafften Märklin-Eisenbahnanlage in Wolframs Spielkeller.
Seine erste Freundin lernte Hans-Werner Baumann im Alter von 24 Jahren im Grundkurs der Tanzschule Detlev Stecker kennen. Weil er und Gertrud bei der Tanzpaarfindung als letzte übrig geblieben waren, fragte er Gertrud bereits nach dem ersten Tanz, ob sie ihn heiraten wolle. Wie wir heute wissen, sagte Gertrud: «Ja». Also, in Wirklichkeit sagte sie: «Warum nicht.»
Bis heute führt Hans-Werner Baumann ein sehr zurückgezogenes, bescheidenes Leben. Je älter er wird, desto mehr interessiert sich auch plötzlich die Damenwelt für ihn, denn es hat sich herumgesprochen, dass Hans-Werner über die Jahre ein kleines Vermögen angespart hat.

Seinen Beruf als Beamter des Passamtes erfüllt Hans-Werner Baumann stets zur vollkommenen Zufriedenheit seines Vorgesetzten. Er nimmt seine Aufgaben sehr ernst. Was man ihm sagt, das setzt er in die Tat um. Hans-Werner hat nie eine eigene Meinung. Dafür ist er viel zu harmoniesüchtig. Er passt sich seiner Umgebung an wie ein Chamäleon. Einem drohenden Streit begegnet er immer mit einem Lächeln, auch wenn er sich vollkommen im Unrecht fühlt. Dass er mit Oberamtsrat Alfred Clausen so eng befreundet ist, liegt letztendlich nur an dem Umstand, dass sich Gegensätze anziehen. Apropos anziehen – da ist noch eine Besonderheit von Hans-Werner Baumann: Wenn Gertrud und er gemeinsam das Haus verlassen, dann ziehen sich beide das gleiche an. Zu neudeutsch: Partnerlook. So besitzt das Ehepaar Baumann gleiche Regenjacken, gleiche Gummistiefel, gleiche Wanderschuhe, gleiche Jogginganzüge und gleiche Mützen für den Winter.

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